Das Staub­sauger­museum

Tragbare Staubsauger waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten elektrisch belebten Dinge im Haushalt. Es waren technische Gefährten, die im Raum bewegt wurden, eine augenblicklich nachvollziehbare mechanische Arbeit verrichteten und dabei Geräusche machten. Sie waren modern, irgendwie hygienisch, wissenschaftlich, ziemlich teuer – und sie waren elektrisch! In den eigenen vier Wänden konnte man sich anhand ihrer vergewissern, dass es einen technischen Fortschritt tatsächlich gab. Zusammen mit Glühlampe, Bügeleisen und Nähmaschinenmotor waren sie die Pioniere der Elektrifizierung im Haushalt.

Das Staubsaugermuseum möchte Einblicke in die frühe Geschichte des Staubsaugers ermöglichen: Präsentiert werden in Deutschland vertriebene Staubsauger vom Ende der Kaiserzeit bis in die Zwischenkriegszeit. Schwerpunkt der Sammlung sind elektrische Staubsauger aus den 1920er Jahren.

Der Gesamtbestand von über 200 Geräten mit verschiedenartigem Zubehör und unzähligen Originaldokumenten soll so präsentiert werden, dass im Rahmen einer ständigen Ausstellung jeweils ein einzelnes Gerät für einen Zeitraum in den Vordergrund gestellt wird. Die erste Ausstellung wird dem Santo Staubsauger gewidmet und beschäftigt sich mit seiner Herkunft, seiner damals wie heute ungewöhnlichen Technik und seiner Bedeutung für die Etablierung des elektrischen Staubsaugers als Haushaltsgerät. Exemplarisch sollen die im Mittelpunkt stehenden Geräte jeweils auch thematische Schwerpunkte setzen, die in der Zusammensetzung der Dauerausstellung reflektiert werden. Auch diese wird sich also jeweils etwas wandeln. Für die geplante erste Ausstellung geht es hierbei um die wegweisenden Impulse der angelsächsischen Elektroindustrie für die Entwicklung der Staubsaugerproduktion in Deutschland vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs.

Das neue Museum will die Geräte bewahren, versucht sie möglichst authentisch und in funktionierendem Zustand zu präsentieren und möchte von ihrer Geschichte erzählen - nicht nur im rein technischen oder industriegeschichtlichen Zusammenhang. Dabei kommen vielfältige Fragen auf, deren Beantwortung manchmal zunächst offen bleibt. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die technische Entwicklung des Haushalts in der Forschung in interdisziplinären Nischen beheimatet ist und zudem mit einer schwierigen Quellenlage zu kämpfen hat. Die vorhandenen Aussagen an Ausstellungsstücken, in Katalogen, auf Websites, in Firmenschriften usw. sind nicht selten widersprüchlich oder schlicht falsch und manchmal fehlen Informationen ganz. Zeitzeugen gibt es nicht mehr, auch die meisten Hersteller sind längst mitsamt ihrer Archive verschwunden. Selbst der Bestand der verbliebenen Archive ist unsicher.

Es gibt einige wenige Bücher zur Geschichte des Staubsaugers (zuletzt Christoph Glauser 2001 und Carroll Gantz 2012), die jeweils in mehreren Kapiteln auch die hier im Vordergrund stehende Zeitspanne einschließen. Und es gibt Veröffentlichungen zu Hausarbeit und Technisierung, zur Elektrifizierung oder zur Designgeschichte, in denen das Thema zumindest gestreift wird. Eine weitere Quelle sind Prospekte, Anzeigen und andere Werbemittel.

Der Staubsauger war zu Beginn seiner Geschichte – als Schläuche aus vor großbürgerlichen Anwesen herumlärmenden Droschken in die Salons geschleppt wurden – ein öffentlich ebenso sichtbares Gerät wie andere technische Erfindungen: wie Eisenbahn, Fahrrad, Automobil, Paternoster und Fahrstuhl oder auch die Telefonzelle. Anders als diese Erfindungen zog sich der Staubsauger schnell aus der Öffentlichkeit zurück. Aus der Zeit seiner Domestizierung, seines Einzugs in die privaten Haushalte, gibt es abseits der Werbung doch wenig zeitgenössische Fotografien und kaum Erwähnungen in Literatur oder Film. Für das Museum gesucht sind deshalb weiter Dokumente aus dem privaten Bereich, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Fotos, Hinweise auf Fundstellen oder andere Aufzeichnungen.

Ich möchte eine Teilhabe interessierter Besucher unabhängig von Ort und Öffnungszeiten ermöglichen, deshalb soll zusätzlich hier auf der Website ein Online-Werkzeug entstehen im Sinne eines übergreifenden Archivs und einer Wissensdatenbank. Wer hier Interesse hat, kann sich gerne über untenstehende E-Mail-Adresse melden.

So soll etwas Staub über einem kleinen Abschnitt spannender Technik- und Kulturgeschichte aufgewirbelt werden.

© Georg Jesdinsky, kontakt@staubsaugermuseum.de